Von Tschernobyl über Istanbul nach Griechenland

31 Stunden Zugfahren? Nur 10€ billiger als das Flugzeug? Klingt doch gut! Am 31. August starteten Tobias und ich Richtung Prag. Mit dem Fernbus kamen wir dort am späten Nachmittag an und aßen erst einmal leckeres tschechisches Essen: Knödel mit Gulasch.

31h im Zug

Gegen 23 Uhr stiegen wir dann in unseren Zug ein. Es handelte sich um einen EuroCity mit vielen tschechischen, slowakischen und polnischen Wagen – und für die Reiselustigen gab es auch einen ukrainischen Wagen. Gemütlich sah er auf jeden Fall aus. Tobias versuchte sich gleich auf Polnisch mit der ukrainischen Schaffnerin zu unterhalten, denn wir wussten, auf so einer langen Fahrt in einem post-sowjetischen Zug stellt man sich besser gut mit dem Schaffner. Dann setzte sich der Zug in Bewegung und wir machten es uns in unserem Abteil bequem. Mit Händen und Füßen fanden wir heraus, dass bis zum nächsten Tag keine zusätzliche Person in unser 3-er Abteil kommen wird. Am Nachmittag des nächsten Tages überquerten wir dann problemlos die Grenze von der Slowakei in die Ukraine – Tschüss EU und die damit verbundenen tollen Dinge wie Datenroaming oder Krankenversicherung. Unser Wagen wurde im Anschluss umgespurt und wir nutzten die Zeit, um einen ersten Eindruck der Ukraine zu erhalten. In dem kleinen Grenzdorf kauften wir ein paar Lebensmittel ein – denn uns stand ja noch eine Nacht im Zug bevor. Die Schaffnerin, mit der wir uns zum Glück gut gestellt hatten, tauschte unsere Euro in Hrywnja um, denn an einen Visa-Automaten war in diesem Dorf nicht zu denken.

Ankunft in Kiew

Nach 31 Stunden Zugfahrt erreichten wir dann die Hauptstadt der Ukraine. Schon beim ersten Restaurantbesuch am Mittag bemerkten wir, dass wir in diesen Land nicht so sehr sparen müssen. Mit dem aktuellen Wechselkurs konnte man sehr gut mit Vorspeise, Getränke und Hauptgang für unter 8€ in bester Lage essen gehen. Gleich am ersten Tag liefen wir durch die Straßen Kiews, endeckten den Majdan und entspannten an den Stränden der Inseln des Flusses Dnepr.

Am nächsten Tag fuhren wir dann in einer Gruppe von ca. 10 Personen Richtung Tschernobyl. Wir buchten nämlich eine geführte Tour durch die Sperrzone. Nach knapp 2 Stunden kamen wir dort an und unsere Reiseleiterin zeigte uns mehrere verlassene Dörfer in der äußeren Zone. Auch eine riesen Satellitenanlage, welche zur Erkennung westlicher Raketen installiert wurden war, konnten wir von nahen betrachten. Nach dem Abendessen im Hotel sagte unsere Betreuerin, dass wir eine Runde mit dem alten Wolga, welcher vor der Tür stand, drehen dürften. Für Tobias uns mich war das natürlich ein riesen Spaß – sind wir doch beide noch nie einen Oldtimer selber gefahren.

Vor Ort am Unglücksreaktor

Nach dem Aufstehen ging es für unsere Gruppe dann nach Prypjat, eine ehemals 50.000 Einwohner Stadt direkt neben dem Atomkraftwerk. Wir durften uns relativ frei bewegen und blickten von einem Hochhausdach über die ganze Stadt. Über die “Hauptstraßen” dieser Stadt zu laufen fühlte sich an, wie einen Waldspaziergang zu machen, nur dass irgendwann riesen Hochhäuser auf einmal auftauchten. Im Anschluss gingen wir direkt an den Unglücksreaktor. Dort war die Strahlung nicht besonders hoch, vor allem durch den neuen Sarkophag, welcher seit kurzen den alten überdeckt. Rund 2.000 Arbeiter sind heute noch am Kraftwerk beschäftigt, welches bis vor ein paar Jahren auch noch im Betrieb war. Highlights waren der “berühmte” Freizeitpark Prypiats und ein verlassener Zug, welcher von sowjetischen Panzern umgeben war. Alles in allen war dieser zweitägige Ausflug extrem spannend!

Zurück in Kiew unternahmen wir noch einiges mit zwei anderen aus unserer Tschernobyl-Gruppe, welche zufällig im gleichen Hotel wie wir waren. So besichtigten wir die Höhlenkloster, die tiefste U-Bahnstation der Welt, tranken eine heiße Schokolade bei “Lviv Handmade Chocolate” und verbrachten einen Abend an unserer Hotelbar.

Flug nach Istanbul

Mit dem Flugzeug ging es dann nach 5 Tagen Ukraine Richtung Istanbul. Der Flug mit Turkish Airlines war spitze und die 30°C in der Türkei waren auch genau nach unserem Geschmack. Gleich nach dem einchecken im Hotel an der Blauen Moschee trafen wir meine türkische Mitbewohnerin Yeliz, die für ein paar Tage in ihrer Heimat war. Sie zeigte uns die nächsten Tage die Stadt, ihre Inseln und ihre kulinarischen Leckerbissen. Etwas vermissten wir die günstigen Preise aus der Ukraine, jedoch konnte die üppig scheinende Sonne dies wieder wettmachen.

Spazieren durch Athen

4 Tage verbrachten wir in Istanbul. Im Anschluss flogen wir mit einer Boeing 777-300ER der Turkish Airlines nach Athen. In der Hauptstadt angekommen holten wir am Flughafen zunächst unseren Mietwagen ab und fuhren zu unserem Hotel. Wir gönnten uns ein schickes 4-Sterne Hotel inmitten der Innenstadt. Dort servierte man uns dann am nächsten Morgen ein prächtiges Frühstück, sodass wir gestärkt in das Touristenprogramm starten konnten. Zu Fuß ging es zur Akropolis, welche zu unserer Überraschung für Studenten kostenlos zu besichtigen ist. 40€ gespart, darauf kauften wir uns am Fuße des Berges erst einmal einen guten griechischen Wein.

Mit dem Mietwagen über Griechenlands Landstraßen

Am zweiten Tag in der griechischen Hauptstadt wanderten wir zunächst auf einen kleinen Berg, wo wir einen tollen Ausblick über die Stadt und auf die Akropolis hatten (Geheimtipp, wer sich den Eintritt sparen möchte). Anschließend fuhren wir mit unseren Suzuki Swift zur Peloponnes Halbinsel. Der 94-PS Vierzylinder machte dabei auf den kurvigen, menschenleeren Landstraßen entlang des Meeres richtig viel Spaß. Spontan entschieden wir uns für den erstbesten Campingplatz, welcher sich als absoluter Glücksgriff erwiesen hatte. Wir waren fast die einzigen Gäste und konnten daher unser Zelt direkt am Meer aufbauen. Den Traumstrand, welcher Windows nicht besser für seine Hintergrundbilder hätte auswählen können, mussten wir uns mit niemanden teilen. Unter Palmen lagen wir also da, und entschieden, noch ein wenig dort zu bleiben.

Camping in Griechenland

Die Fahrt zum nächsten Supermarkt, rund eine Stunde über mehrere Berge, war ein unglaublich großes Vergnügen. Alleine auf diesen kurvigen Landstraßen, mit diesem grandiosen Ausblick, das war einfach toll. Wir blieben also noch zwei Tage länger auf diesem Campingplatz, bevor wir dann weiter Richtung Süden fuhren. Ebenfalls spontan suchten wir uns in Google Maps einen neuen Campingplatz aus. Dieser war auch spitze, der Strand allerdings nicht vergleichbar. Wir blieben deshalb nicht so lange und fuhren am nächsten Tag zum dritten Campingplatz. Dort wurden wir herzlich in die Familie der Betreiber “aufgenommen” und verbachten zwei Abende mit ihnen zusammen.

Nach 2,5 Wochen war nun die Reise langsam zu Ende. Mit Ryanair flogen wir von Athen nach Frankfurt am Main, von wo aus es mit dem ICE weiter nach Dresden ging. Abwechslungsreicher hätte ein Urlaub nicht sein können. Vom “Schlafkomfort” eines ukrainischen Zuges und Geisterstädten am Atomkraftwerk von Tschernobyl ging es ins volle und laute Istanbul und zum Schluss an die ruhigen Palmenstränden Griechenlands. Fazit: hervorragender Urlaub!

2 Gedanken zu „Von Tschernobyl über Istanbul nach Griechenland

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