24.03.2015 und 25.03.2015 – Richard Oling
Auf unserer kurzen, etwa achtstündigen, Zugfahrt von Xi’an nach Langzhou erlebten wir den waren Luxus Chinesischer Reisezüge. Eine Nacht im „Soft Sleeper“ Abteil war uns vergönnt. Nur vier Betten in einem eigenen, mit einer Tür abgeschlossenen, Raum. Eine Klimaanlage und ein eigener Lichtschalter gaben uns das Gefühl von Königen auf Gleisen. Leider mussten wir Tobi und Vivian aber an das Nachbarabteil abgeben, welches sie sich mit zwei Chinesischen Damen teilen mussten. Die Nacht war sehr kurz und wir fanden trotz unseres Luxusabteils kaum Schlaf. Der Zug ruckelte sich nur so durch die Nacht, da die Gleislage scheinbar miserabel war. Gefühlt sind wir über Kopfsteinpflaster gefahren und das Wecken ist im Soft Sleeper auch kein bisschen netter als im Hard Sleeper. Die Schaffnerin riss die Tür auf, schaltet das Licht an und drehte das schreckliche kreischende Chinesische Zugradio voll auf.
Etwas erschlagen erreichten wir unser Hotel gegenüber des Bahnhofs, waren von dessen Komfort aber auf an hieb begeistert. Wir hatten richtige Hotel Zweibettzimmer mit eigenem Bad, europäischen Toiletten und einem allabendlichen Anruf ob wir eine „Massage“ wünschen. Einziges Manko waren die Fenster zwischen Badezimmer und Schlafraum, die das ganze doch recht einsichtig machten. Nach einem kurzen Nudelsuppen- Frühstück entschlossen wir uns am Nachmittag zu fünft in den „Five Spring Mountens Park“ zu fahren. Xu wollte sich lieber in seinem Zimmer etwas ausruhen, da er krank geworden ist. Stolz erreichten wir fünf Europäer ohne Chinesischkentnisse per Bus den Park und wurden sogleich von den Einheimischen bestaunt wie bunte Hunde. Europäer sind in Lanzhou so gut wie unbekannt und der Fakt, dass sie nicht Mandarin sprechen, scheinbar auch. Nach einem kurzen Aufwärmtraining auf einem öffentlichen Geräteplatz entschlossen wir uns die angrenzenden Berge hinauf zu steigen, um einen Überblick über die Stadt zu erhalten. Ein mäßig guter Einfall wie wir später feststellten. Der Aufstieg zog sich quälend lange über unzählige kleine Wege, Straßen und gefühlt unendliche Treppen hin. Unser Glück als wir oben waren, war dafür um so größer. Wir genossen den fantastischen Ausblick und die Ruhe auf der Stadt abgewandten Seite des Berges, bevor es wieder hinab ging. Dort wagten wir uns erstmalige an die kleinen Garküchen die es überall in China gibt und bereuten unsere Entscheidung nicht. Abends gelang es uns dann auch, ohne unseren Xu, in einem Restaurant essen zu gehen. Das klingt sicherlich banal, gestaltet sich in hier allerdings doch schwieriger als man denkt.
Am nächsten morgen ging es dann mit dem Taxi an die Jiatong (Verkehrs-) Universität Lanzhou, wo wir hoch offiziell in einem Konferenzraum vom Vice- President der Uni empfangen wurden. Am Ende des Gesprächs überreichte er uns Geschenke an uns und unsere Fakultät und es gab das obligatorische Gruppenfoto. Anschließend ging es in das Bibliotheksgebäude wo uns ein sehr freundlicher Kunst- Professor seine „Seidenstraßen Ausstellung“ in der es um Kunstwerke aus Seide ging präsentierte. Die Werke von ihm und seinen Studenten waren wirklich wunderschöne Handwerkskunst und brachten uns unserem Thema auf einer unerwarteten Ebene ein Stückchen näher. Nach einem kurzen Laborbesuch ging es dann zum Mittag. Wir trafen ein paar einheimische Studenten und besuchten die örtliche Mensa, in der wir endlich mal wieder eine Nudelsuppe aßen. Später am Tag bekamen wir die Gelegenheit die richtigen Eisenbahnlabore mit ESTW gesteuerten Gleisanlagen, einer großen Schaltzentrale für einen Rangierbahnhof und weitere Labore zu besuchen. Nach einigen Fachdiskussionen mit dem Laborverantwortlichen ging es zurück ins Hotel wo wir uns auf die Abreise am nächsten Tag vorbereiteten.
Richard Oling