29.03-30.03.2015 – Richard Oling
Da unsere Gruppe ohne Xu, den wir in Ürümqi zurückließen, nun nur noch aus fünf Personen bestand, mussten wir uns unsere gewohnte sechser Hard Sleeper-Buchte noch mit einer Chinesin teilen. Die ging allerdings früh schlafen und gab sich nicht so viel Mühe uns zu nerven, wie ihre Landsmänner von nebenan. Nachdem wir der Schrei-Hölle Ürümqi entkommen waren, brüllte sich eine Gruppe junger Chinesen quer durch den Zug die Seele aus dem Leib und ließ das Bier in Strömen fließen. Ok, ich gebe zu, auf das Bier waren wir auch ein bisschen neidisch. An diesem Abend lernten wir einen Engländer kennen, der uns mit seinen 16 Monaten Reiseerfahrung einiges erzählen konnte und uns bis Almaty begleiten sollte. In Khorgos angekommen ging es am nächsten Morgen mit einem völlig überteuerten Bus bis in die Nähe der Chinesisch-Kasachischen Grenze, die erst Stunden später öffnen sollte. Es war unglaublich kalt an diesem Morgen. Die Minusgrade gingen ins zweistellige und der Wind wehte erbarmungslos. Kein „richtiges“ Geschäft hatte geöffnet und dubiose Geldwechsler bedrängten uns. So entschlossen wir verzweifelt, uns in einem „Restaurant“, das aus einigen Stöcken und Planen bestand, niederzulassen und ein paar Yuan in Tenge zu wechseln.
Unsere Rettung waren einige Geschäfte, die leider erst spät öffneten und uns etwas Wärme boten. Vor der Grenze versammelte sich nach und nach eine Gruppe von Menschen, die bei klirrender Kälte darauf warteten, hineingelassen zu werden. Der chinesische Grenzbeamte dachte aber gar nicht daran, sich ohne Befehl um die Leute zu kümmern und kehrte lieber vor ihnen etwas Schnee. Während wir noch überlegten, was wir diesem Typen antun wollten, wenn sich das Tor öffnete, ging es dann irgendwann tatsächlich auf und alle rannten hastig in das Grenzgebäude. Dort erwartete uns, neben den üblichen strengen Sicherheitskontrollen, ein Filmteam des Chinesischen Staatsfernsehens, für das wir mal wieder posieren durften. Als all dies überstanden war, freuten wir uns endlich aus China raus zu sein und suchten schnellstmöglich einen Bus nach Almaty. Ein solcher war in Form eines heruntergekommenen Schlafbusses auch schnell gefunden. Die kasachische Grenze stellte auch kein großes Hindernis mehr dar. Nach einer kurzen Kontrolle unserer Papiere und des Gepäcks waren wir Europa wieder ein großes Stück näher gekommen.
Die Fahrt von der Grenze nach Almaty war ebenfalls abenteuerlich. Die kasachischen Straßen sind fernab der großen Städte nicht in dem besten Zustand und führten dazu, dass wir kreuz und quer durch unseren Bus geschleudert wurden. Nach sieben Stunden war auch das überstanden. Über die Fahrt lässt sich aber nicht nur Schlechtes sagen. Riesige, von schneebedeckten Hochgebirgen eingegrenzte Wüsten säumten unseren Weg und boten uns einen ersten Eindruck von der atemberaubenden Landschaft Kasachstans. In Almaty angekommen mussten wir leider feststellen, dass uns der Busfahrer nicht am vereinbarten Ort heraus gelassen hatte, sondern irgendwo im Nirgendwo. So brauchten wir noch einige Zeit, um unser Hostel zu finden, wurden von diesem aber mehr als entlohnt. Nach einem kräftigen Russisch-Kasachischen Abendbrot und den Vorbereitungen für unseren Besuch bei der DKU ging es dann auch nur noch ins Bett.