TUD on ice

13.03.2015 – Richard Oling

Nachdem uns unsere plötzliche Berühmtheit, mit Kamerateam und offiziellen Empfang, an der Universität für Transportwesen in Irkutsk fast zu Kopfe gestiegen wäre, entschloss man sich uns aufs Land zu verfrachten um den waren russischen Leben etwas näher zu kommen. So reisten wir noch am dritten Tag unserer Reise mit einem Minibus Richtung Baikalsee. Ohne unsere kleine Reiseführerin von der Uni, Valentina, hätten wir diesen mitten in der Stadt und ohne feste Abfahrtszeiten wahrscheinlichen nie gefunden. Allein die Fahrt war schon ein Abenteuer. Mit Vollgas schoss der kleine Bus durch die tiefste sibirische Nacht und wirbelte uns bei jedem Huckel kräftig durch, doch nach einanhalb Stunden war diese Tortur überstanden. Es folgten nur noch „100 m“, wohl eher 1 km, Wanderung bei ca. -20°C über vereiste Straße bergauf zu unserem Hostel. Dieses stellte sich jedoch als wahrer Glücksgriff heraus. Ein wunderschöne Berghütte wie sie nicht anders in den Alpen hätte stehen können. Von innen sauber und gepflegt und Treffpunkt für die halbe Welt.

Unter anderem trafen wir dort auch auf eine Schweizerin mit Sächsischen Wurzeln die uns noch auf ein Bier und einen kleinen Plausch einlud. Ausgeruht ging es dann am nächsten Morgen auf zum See, wobei uns neben unserer Führerin auch die Hostelbesitzerin begleitete. Die Tour begann mit einem strammen Marsch Richtung Fähre am nicht vereisten Ende des Sees und dem Übersetzen nach Port Baikal. Dort wanderten wir, mit unseren zwei hinzugestoßen Guides, über etwas was man beim besten Willen nicht Weg nennen kann, auf die Spitze eines kleinen Berges, von wo aus man einen unglaublichen Blick über den zugefrorenen See und die dahinter liegenden Berge hatte.

Zur Aufwärmung ging es danach ins örtliche Eisenbahnmuseum, wo uns eine streng wirkende russische Oberlehrerin die Exponate erklärte. Sie taute allerdings recht schnell auf und war ganz begeistert als sie hörte, dass wir z.T. Eisenbahningenieure aus Deutschland sind. Weiter ging die Tour dann über mehrere Kilometer entlang einer fast stillgelegten Eisenbahnstrecke bis wir zum rasten kamen. Unser, zu diesem Zeitpunkt verbliebende, Guide kochte uns ,über einem Lagerfeuer und mit Hilfe von zwei Kesseln Schnee, sowohl eine Suppe als auch Tee. Russische Süßigkeiten und belegte Brote in hülle und fülle durften natürlich auch nicht fehlen. Danach ging es zurück über die Eisenbahnstrecke und letztendlich auch endlich übers Eis. Dieses war etwa einen Meter dick und durch relativ viel Schnee auch meist trittfest. Nur auf die gelegentlich vorbeikommenden Autos musste man acht geben. Das Bild was sich uns dort bot lässt sich kaum in Worte fassen. Eine gewaltige glatte Eisfläche bis zum Horizont, die gelegentlich knackte und hier und dort auch schon klare Bruchspuren zeigte. Wir verloren dort fast völlig das Gefühl für Entfernungen, da es kaum noch Vergleichspunkte gab. Nachdem wir es dann aber doch zurück ans andere Ufer schafften, holte uns recht schnell ein Van ab um uns zurück nach Irkutsk zum internationalen Gästehaus der Uni zu bringen.

Von dort wollten wir auch recht schnell weiter, weshalb wir eilig packten, bis es plötzlich klingelte. Als Christian die Tür öffnete, in Erwartung Yannics der noch kurz weg war, standen dort eine Hausangestellte und fünf hübsche, hoch gestylte Sibirische Studentinnen vor ihm. Sie kicherten wie die Verrückten, versuchten ihn auf Deutsch zu fragen wann wir los wollten und filmten die ganze Szenerie auch noch. Durch das Gekicher angelockt war auch Richard schnell zur Stelle und bekam noch mit wie die Mädels nach dem gescheiterten Deutsch- Versuch nun auf Englisch umsteigen wollten, was aber ebenfalls schief ging. Als sie dann über das Aufschreiben von Zahlen verstanden das wir in 15 Minuten los wollen, zogen sie enttäuscht vondannen und wir ärgerten uns natürlich zu Tode. Was soll’s, die Reise musste weiter gehen, doch es tut noch heute weh daran zu denken.

Richard Oling

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